ZAHLEN (Alo, Stellen,...) = "Rollenspiele"!


ZAHLEN (Alo, Stellen, ...) = "Rollenspiele"!

Ich möchte hier einige Zahlen wiederholen - und auf den Punkt bringen. 
Quellen / Links finden sich anbei.

((Und ja: die Zahlen sind schon etwas älter. Die neueren: sind nicht wirklich besser!))


"Auf dem ersten Arbeitsmarkt hat es im vierten Quartal 2012 bundesweit 1.037.000 offene Stellen gegeben. Das zeigt eine repräsentative 
Arbeitgeberbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)."
= Quelle:
http://www.epochtimes.de/arbeitsmarkt-zahl-der-offenen-stellen-gesunken-1064152.html


"3,122 Mio nicht erwerbstätige ALG II _ Bezieher_innen Durchschnitt 12/2011 - 11/2012"

= Quelle: 
http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Soziale-Sicherung/Faltblatt-Aufstocker/Aufstocker-2013-07.pdf


"Bundesagentur für Arbeit

Arbeitslosenzahl sinkt auf 2,937 Millionen
29.05.2013 ·  Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland sank im Mai um 83.000 auf 2,937 Millionen." 
= Quelle:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/bundesagentur-fuer-arbeit-arbeitslosenzahl-sinkt-auf-2-937-millionen-12199702.html

Weiterhin ist zu bedenken, dass viele der Hartz-4-Bezieher nicht arbeitslos gemeldet sind. Das liegt daran, dass diese Personen unterbeschäftigt sind, kleine Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder sich noch in der Ausbildung befinden. 




FAZIT:

Nicht alle Zahlen beziehen sich exakt auf denselben Zeitraum - aber doch auf sehr ähnliche.

Man mag auch gern etwas auf- oder abrunden.
Es ergibt sich dennoch in jedem Falle folgendes: 


Etwa einer Million offenen Stellen
1 000 000
stehen gegenüber zwei Millionen und achthunderttausend arbeitslose und auch verfügbare Menschen. 
2 800 000
Davon sind ca. achthunderttausend aus dem ALG I - Bereich.
800 000

Aus dem ALG II - Bereich knapp zwei Millionen.
2 000 000.

Wir konstatieren weiter, dass die Menschen aus dem ALG I - Bereich tendenziell etwas bessere Voraussetzungen und Chancen haben.

Jetzt setzen wir voraus dass Vorbeischweben einer guten Fee. Wir haben zwei Wünsche frei.

1) Die Stellen und die Arbeitslosen passen alle ganz prima zusammen. 


Das ist selbst für eine Fee ein hartes Stück Arbeit. Anforderungen, Qualifikationen, Ort, Gesundheit und viele, viele Faktoren mehr müssen da mit Zauberkraft zusammen gebogen werden. Nun gut.

ALG I - Menschen haben tendenziell etwas bessere Voraussetzungen und Chancen, sagten wir.

2) Die Menschen und die Stellen kommen wirklich und real zueinander, alle Stellen werden besetzt.

Sagen wir sechshunderttausend ALO I - Menschen haben dann Arbeit, ebenso viele Stellen sind besetzt. Bei den restlichen "ALG I" passt es trotz der Fee nicht gut genug. Die müssen leider weiter warten ...
600 000 in Arbeit

200 000 nicht.

Nun haben wir aber noch zwei Millionen ALG II - Empfänger.
2 000 000
Für die bleiben immerhin noch ...
Klar: vierhunderttausend Stellen
400 000.
Die Fee poliert noch mal den Stab. Also den Zauberstab.
SCHWUPS.
Alle offenen Stellen sind besetzt. Rest NULL.

0
Verbliebene ALG II - Empfänger haben wir nun aber leider immer noch:
Eine Million und sechshunderttausend.

1 600 000.
Und wie sagte schon Janis Joplin in anderem Zusammenhang:

"That`s it!!"

Gehen wir einmal davon aus (theoretisch!) gewisse Kreise hätten recht.

Viele, viele Arbeitslose aus dem ALG II - Bereich seien faul, unmotiviert, etc. pp.

Sagen wir, wir sind ja großzügig: 50%.
Oho. Wäre eine Million.
Aber es bliebe dann IMMER NOCH eine Million absolut motivierter und verfügbarer "ALG II`ler".


Hm.
Vorhin waren in der Rechnung 400 000 offene Stellen übrig geblieben.
Biegen wir das etwas zurecht. Sagen wir:

500 000.
Tja.

NOCH IMMER KÖNNTEN WIR JEDE (!) STELLE DOPPELT BESETZEN MIT VERFÜGBAREN UND ABSOLUT MOTIVIERTEN ALG II - BEZIEHERN!

Worauf konzentriert sich das ALG II - System?
Nicht unbedingt die qualifizierten  Fallmanger, das nicht.
Aber schier alles, ich sage mal "oberhalb Abteilungsleiter"?
Auf Kontrolle. Auf Sanktionen. Auf "Fordern".
Auf die Wünsche der Maßnahme - Lobby (immerhin sind Maßnahme - Teilnehmer ja dann auch zeitweise aus der Statistik heraus ...!)
Und auf ähnliches mehr.
Warum?

Ein Ex - Kollege von mir nannte das immer gern "sinnlose Rollenspiele".
Recht hat er.

Konstruktive Stichworte:

- Auf verfügbare und motivierte Menschen konzentrieren.
- Diesen effektiv und human helfen.

- Abschaffung aller Sanktionen.
- Freiwilliges Beratungs- und Hilfeangebot durch qualifizierte Fallmanager_innen, mit angemessenen Arbeitsbedingungen.


Darf gern kommentiert werden!

 * * * * * * * 

Als update hier einmal neuere - geschönte - Zahlen der BA ...

http://statistik.arbeitsagentur.de/

6 Kommentare:

  1. Kein Kommentar sondern eine Bitte: Ich bitte die bzw. den LeserIn diesen Beitrag zu teilen.
    Die wenigen Zeilen fassen das Dilemma des Hartz IV-Systems pointiert zusammen und setzen eine pragmatische Alternative entgegen.

    AntwortenLöschen
  2. Guten Tag Marco Patriarca.
    Vielen Dank für die freundlichen Worte.
    Ich verstehe sie so, dass andere Leser_innen den Beitrag teilen sollten, z.B. über twitter, G+, facebook, etc.
    Es freut mich sehr, wenn ich ein wenig zur sachlichen Klärung der tatsächlichen Verhältnisse beitragen konnte.
    MfG
    BTB

    AntwortenLöschen
  3. Besten Dank für das Aufzeigen dieser Milchmädchenrechnung. Ein dezidiertes Zerpflücken findet ja allmonatlich (nach der üblichen Jubelmeldung aka neueste Alo-Zahlen)im Elo-Forum statt.
    Da lesen aber überwiegend nur Betroffene beider Schreibtischseiten. Von daher gebe ich Marco Recht und werde auch bei mir auf diesen Beitrag verlinken.
    Noch kurz zum Artikel:

    - Auf verfügbare und motivierte Menschen konzentrieren.
    - Diesen effektiv und human helfen.
    - Abschaffung aller Sanktionen.
    - Freiwilliges Beratungs- und Hilfeangebot durch qualifizierte Fallmanager_innen, mit angemessenen Arbeitsbedingungen.

    Das genau ist der Punkt. Ich habe diese sinnvolle (durchaus umsetzbare) Vorgehensweise im Gespräch mit einem Arbeitsvermittler thematisiert. Er sieht es aus dem Blickwinkel eines sehr engagierten AV genauso.
    Die grundsätzlichen Standpunkte zwischen selbstdenkenden (!!)Mitarbeitern der Jobcenter/Agentur und den Erwerbslosen(vertretern) sind also gar nicht so unterschiedlich.
    Ein Konsens der "unteren Chargen" wäre möglich.
    Daher auch immer meine Gänsehaut, wenn ich verbitterte Standpunkte beider Seiten höre, die in erster Linie auf Verletzungen (echte und gefühlte) beruhen.

    AntwortenLöschen
  4. Guten Tag Ellen,
    genau so sehe ich es auch.
    In der Rechnung war noch ein Fehler. Ist jetzt aber verbessert und ändert am Ergebnis schlicht nichts.
    Es gibt eine Menge AV und FM, denen vieles nicht gefällt.
    Offener Widerstand ist oft schwierig. Passiver wurde hinsichtlich Meldeversäumnissen mittlerweile stark erschwert. (Nur vorher dokumentierte, PC - einsehbare Einladungen zählen, wobei in meinem Umfeld 17 eigene plus 4 extern - potentielle vorgeschrieben waren, wöchentlich).
    Und so wie die Controller die Einladungen einsehen, sehen sie auch die Folgeaktivitäten ein ...!
    (Sprich: Anhörung - Sanktion.)
    In etlichen anderen Bereichen ist dies aber nicht möglich - und man hat als AV / FM die Möglichkeiten einen "wichtigen Grund"anzuerkennen.
    Und in diesen anderen Bereichen - gibt es DURCHAUS passiven Widerstand.
    MfG
    BTB

    AntwortenLöschen
  5. Das Grundproblem ist, dass die Zahlen völlig unterschiedlich gewonnen werden. Man befragt eine kleine Gruppe Arbeitsgeber, wieviele Stellen sie angeblich besetzten können wollen würden und rechnet das auf die Gesamtzahl hoch. Wieviel Relevanz das zur Realität hat ist natürlich rein spekulativ.

    Fest steht jedenfalls, würde man die Arbeitssuchenden ebenfalls per repräsentativer Befragung ermitteln wären das viel mehr, ich glaube man geht von bis zu 8 Millionen aus. Das wäre dann die Vergleichszahl.

    AntwortenLöschen
  6. Guten Tag "Söldner 12. September 2013 03:04".
    Richtig, sehe ich auch so, in der Tendenz.
    Aber es würde meine Kern - Schlußfolgerungen ja eher noch mehr stützen.
    MfG
    BTB

    AntwortenLöschen